Der Ritt begann für mich (da ich mein Pferd bereits vom letzten Ritt her kannte, nahm ich nicht am Halbtagesritt zum Pferdekennenlernen teil, eine Einrichtung, die ganz toll ist, da man wenn nötig, noch einen Pferdetausch vornehmen kann, bevor es ernsthaft losgeht) an meinem Lieblingslagerplatz, der Laguna Geppinger. Der erste Reittag war der einzige, der sich mit dem 12 Tageprogramm überschnitt, eine steile Klettertour durch dichten Wald. Doch schon am nächsten Tag änderte sich die Landschaft dramatisch - der Wald wurde lichter, es gab mehr Araucarien (Monkeypuzzles, der Nationalbaum von Chile), und die Wege wurden breiter. Wir erreichten unsere Campsite gegen Mittag und hatten die Gelegenheit, nachmittags ohne Gepäck zu einem wunderschönen See zum Baden zu reiten. Es war ein traumhaft schöner Ritt, mit Galoppmöglichkeiten, auf dem Rückweg trafen wir Einheimische, die uns einen Alternativweg zeigten, und unsere ersten Pinios (Kerne der Araucarie) zum Versuchen gaben.. Auch am nächsten Tag ging es weiter durch herrliches Gelände, unser Campinglatz in einer Waldlichtung war sehr geschützt und komfortabel. Der darauffolgende Tag wurde etwas durch Übelkeit und Erbrechen einer der Mitreiterinnen getrübt. Ausserdem verlor mein Pferd ein Eisen (kein Problem für Aldo, in 10 Minuten war der Schaden behoben). Es war also schon recht spät bis wir an unserem Ziel, einem wunderschönen Campingplatz an einem sehr idyllischen See ankamen. Hier gab es ein gegrilltes Zicklein für uns - schön war es am Lagerfeür, ein sagenhafter Sternenhimmel nahm uns den Atem - und wer weiss, wenn wir nicht so spät angekommen wären, hätten wir womöglich die Sternschnuppe (oder das UFO?) nicht gesehen. Der ganze Himmel erhellte sich in gleissendem Licht und dann schoss etwas grün und golden leuchtend über den Himmel. Das ganze Spektakel daürte bestimmt 5 - 10 Sekunden. Danach gab es ein eindrucksvolles Schauspiel von verschiedenen Wolkenformationen, die immer wieder aus verschiedenen Sternen eine dem Kreuz des Südens ähnliche Formation schufen, immer wieder in unterschiedlichen Grössen, faszinierend. Wir sassen bis lange nach Mitternacht zusammen, obwohl am nächsten Morgen ein Start um 5.30 Uhr angesagt war. Früh ging es los, ein langer Galopp am See entlang sorgte dafür, dass wir rechtzeitig an der Grenze ankamen. Geduldig warteten die Pferde auf uns, während unsere Pässe abgestempelt wurden. Dann durften wir 'ausreiten' in das 'Niemandsland' zwischen chilenischem und argentinischem Grenzposten. Ein lokaler Guide führte uns auf die Hochebene, wo unsere argentinischen Pferde schon auf uns warteten. Ein tolles Gefühl, das Trüppchen in der Ferne zu sehen, treffen durften sich die Pferde natürlich nicht.. Hier hiess es Abschied nehmen von Aldo und unseren chilenischen Pferden, die wir ja am liebsten behalten hätten. Aber auch die argentinischen Pferde und ihr Guide Hernan wuchsen uns schnell ans Herz. So ganz anders waren diese etwas grösseren und behäbigeren Pferde mit ihren argentinischen Sätteln (ich hatte das Glück einen Sattel mit Schaffell zu erwischen, sehr schön weich und warm unterm dem Allerwertesten), aber auch sie waren ideal für das neue, weite, offene Gelände, über das der patagonische Wind hinwegpfiff. Unser erster Nachmittag mit neuen Pferden gestaltete sich recht abenteuerlich - bei starkem Wind kletterten wir einen steilen Pfad am Rande eines Vulkans hoch. Mein Pferd verlor seine Satteltaschen beim Anstieg und war dabei so gelassen, dass ich es nicht einmal gemerkt habe. Zum Glück merkten es die Reiter hinter mir... und Hernan und Alejandra spürten die Satteltaschen wieder auf. Die Nacht verbrachten wir in der nahegelegenen Gendarmerie, wo die Jungs uns ihre heisse Dusche benutzen liessen. Die nächsten zwei Tage waren dann sehr entspannt. Wir ritten durch die unendliche Weite Patagoniens, mit wechselnder Landschaft und bei schönem Wetter. Einmal mehr hatte der Regen das Staubproblem für uns gelöst. Zwei Tage nachdem wir Chile verlassen hatten, erreichten wir die Grenzstation in Argentinien. Der junge Grenzbeamte war stark gefordert - vier Frauen mit Pässen aus einem Land, die alle in anderen Ländern lebten - also musste er gleich 8 Länder finden. Und England kam in seinem Computer überhaupt nicht vor - aber unter Vereinigtem Königsreich fanden wir es dann zum Glück doch noch... Und dann kam der Moment, an dem wir unsere Autopapiere vorlegen sollten, hatten wir natürlich nicht. Ein Moment der Verwirrung, dann war es klar - wir waren zu Pferd angereist...Nach einer gewissenhaften Gepäckkontrolle durften wir weiterreiten. Letzte Station war Hernans Heim, wo wir die Nacht in einer gemütlichen Cabana verbrachten und mit einem herrlichen gegrillten Lamm, und Gitarrenmusik verwöhnt wurden. Nach dem Frühstück (heisse Waffeln - ein Gedicht) ging es dann am nächsten Tag per Auto nach Chile zurück. Der argentinische Grenzbeamte erkannte uns auch gleich wieder.... Es war ein toller Ritt und drei Jahre Vorbereitung haben sich ausgezahlt! Würde ich diese beiden Ritte noch einmal mitmachen - jederzeit!